Zusammenfassung
220 klinisch eindeutig okkulte, mammographisch im Rahmen der Brustkrebsvorsorge entdeckte
und histologisch verifizierte kleine und kleinste Brustkarzinome wurden bezüglich
ihrer röntgendiagnostischen Symptome im Mammogramm analysiert und die diagnostische
Wertigkeit der einzelnen Malignitätszeichen bestimmt. In allen Fällen war intraoperativ
oder vor der gezielten histologischen Aufarbeitung des jeweiligen Tumors ein sogenanntes
Präparatradiogramm angefertigt worden. Das unmittelbare Malignitätskriterium des dichten,
unregelmäßig gezeichneten Herdschattens als sicherstes direktes Karzinomzeichen war
in unserem Beobachtungsgut nur in 28 % der Frühfälle als solches radiologisch erkennbar.
Als Schlüsselphänomen sowie frühestes und wichtigstes Malignitätsindiz haben sich
radiologisch exakt definierte Mikroverkalkungen erwiesen: In 72 % waren Mikroverkalkungen
das Leitsymptom, das zur richtigen Diagnose geführt hat, in 48 % waren sie der einzige
Hinweis, ohne daß auch im Präparatradiogramm ein infiltrativer Herdschatten zu erkennen
war. Schon sehr früh, oft bevor das Karzinominfiltrat röntgenologisch als solches
manifest wird, finden sich vom beginnenden kleinen Karzinom Auswirkungen auf das nähere
und weitere Nachbargewebe in Form verschiedener indirekter Symptome. Hier ist besonders
das sog. Schienenphänomen beachtenswert. In 14 % haben wir ferner ein leicht erweitertes,
korkenzieherartig auf den kleinen Tumor zulaufendes Gefäß beobachtet. Die fast mikroskopische
Feinheit der darzustellenden Mammastrukturen sowie der zuverlässige Nachweis von diskreten
und kleinsten Brustdrüsenveränderungen einerseits und die komplexe Pathomorphologie
der Mamma andererseits stellen höchste Anforderungen sowohl an den Untersucher als
auch an die Qualität des Mammogrammes.
Summary
Two hundred and twenty clinically occult carcinomas of the breast were discovered
by mammography as part of a preventive programme. They were histologically verified
and the radiological features were analysed with reference to their value as a sign
of their malignancy. In all cases a radiogram of the lesion was prepared during the
operation, or before histological analysis. Dense, irregular foci could be recognised
in only 28 % of our early carcinomas. The most important, as well as the earliest,
definite sign of malignancy was well defined microcalcification: in 72 %, microcalcification
was the major feature which led to a correct diagnosis; in 48 %, it was the only sign,
so that even the radiograph of the specimen failed to show an infiltrative focus.
Very early, often before infiltration can be recognised radiologically, small carcinomas
produce indirect changes in neighbouring tissues. Parallel lines are particularly
important. In 14 % we have observed slightly dilated tortuous vessels near the tumour.
The nearly microscopic details to be demonstrated, and the delicate changes in the
breast and complex pathology, make the highest demands on the radiologist and on mammographic
quality.